Perpetuum mobile als Auftragsinszenierung für Bad Karlshafen 2017

Die Auftragsinszenierungen haben jeweils Bezug zur konkreten Umgebung. Realität kann von einer anderen Warte aus wahrgenommen und neu beurteilt werden. So auch in der neuesten Produktion, die ein Auftragswerk der Stadt Bad Karlshafen GmbH in Kooperation mit dem Kultursommer Nordhessen ist: Landgraf Carl, der Gründer des heutigen Bad Karlshafen, war unter anderem interessiert an Naturwissenschaften und vor allem an der Mechanik. 1716 berief er Johann Bessler an seinen Hof, der ein Rad entwickelte, das, einmal in Gang gesetzt, unaufhörlich laufen sollte.  Bessler baute mehrere Entwürfe seiner Erfindung. Sie wurden inspiziert und über mehrere Wochen erfolgreich getestet – einen Betrug konnte man ihm nie nachweisen. Dennoch verstummten die Stimmen der Skeptiker und Neider nie!  Am Ende hat er seine Erfindung selbst zerstört – aus Angst man könne sie ihm stehlen.
Gefördert von Landgraf Carl, lebte er in Bad Karlshafen. Dort soll er bis zu seinem Tode am Perpetuum mobile und anderen Apparaten geforscht haben. Sein Haus befindet sich noch heute direkt neben dem Rathaus am Hafenbecken, das derzeit wieder für die Beschiffung aus der Weser instand gesetzt wird. Der Rest ist Fantasie…

An sechs Spielorten werden alte und neue Geschichten des Peretuum mobiles miteinander verwoben. Der Futurist Paul Scheerbart visioniert seine „Welt des Perpehs“ mittels eines verrückten Projektionsapparates an die Wände. Eine Lecture-Performance, die ein virtuoses Spiel um Licht und Schatten miteinander vereint und den Wahnsinn einer sich immer schneller drehenden Maschine beschwört. In einem eindrücklichen Experiment können die Besucher den sogenannten „Schmetterlingseffekt“ bewundern. Zehn unterschiedlich große Bücher werden hintereinander aufgestellt. Und wenn am Ende ein klitzekleines Buch über eine Kettenreaktion ein fast 2m-großes Buch umstößt, ist der Wahnsinn spürbar. Vor einem großen Kreuz sinniert „Frau Mehr“ über eine Welt ohne Gott. Sie feiert die Mehr-Mach-Maschine „Perpetuum mobile“. Drucker vervielfältigen pausenlos Anteilsscheine dieser neuen Erfindung, die die Kernfrage stellt: Wollen wir nicht alle ein bisschen mehr?

Der Brennpunkt vom 12. Mai 2017:
Perpetuum mobile. Die Energierevolution in Bad Karlshafen
Hauptstadtstudio Berlin

Die Begleitausstellung PERPETUUM MOBILE wurde von Mai-Oktober 2017 in Bad Karlshafen gezeigt.

 

 

 

 

 

 

TEAM

Performer

Frau Mehr/Kapelle – Bärbel Aschenberg
Die neue Welt /Supermarkt– Rebecca Dirler
Mechanicus/Rosengarten Rathaus – Philipp Gilly
Karl/Baustelle Hafenbecken – Jacek Klinke
Universalgelehrter/Antiquariat – Lorenzo Pennacchietti
Paul Scheerbart/Café – Markus Moiser

Idee und Konzeption – Theater Anu by Bille & Stefan Behr, Martin Thoms

Regie & Choreografie – Bille Behr
Text – Stefan Behr, Paul Scheerbart, Orffyreus
Szenografie – Martin Thoms
Technische Leitung – Thomas Hanson/Johannes Gärtner
Scherenschnitte/Grafik – Albert Völkl

Mit freundlicher Unterstützung des Theaterhaus Berlin Mitte. Produktionszentrum für Freies Theater.

Ausstellung PERPETTUM MOBILE

Gesamtleitung – Stefan Behr
Mitarbeit – Harry Oberländer
Gestaltung – Mathias Stephan
Szenografie – Martin Thoms, Albert Völkl, Johannes Gärtner
Sprecher – Markus Moieser, Lance Girard, Stefan Behr, Bille Behr

Video Brennpunkt

Kamera + Schnitt – Manja Wolff, wolffilme

Die poetischen Welten des Berliner Theater Anu haben beim Kultursommer Nordhessen mit Inszenierungen wie SCHATTENWALD, OVIDS TRAUM, DIE GROSSE REISE, SHEHERAZADE oder NACHTMEERFAHRT nachhaltig begeistert. Mit seinen sinnlichen Inszenierungen öffnet das Ensemble Erlebnis- und Erfahrungsräume, in die die Besucher eintauchen und sich von ihnen verzaubern, ja verwandeln lassen können.