Metamorphosen

Um die zarte Brust legt sich dünner Bast. Das Haar wächst sich zu Laub aus, die Arme zu Ästen; der eben noch so flinke Fuß haftet an zähen Wurzeln, das Gesicht hat der Wipfel verschlungen: Allein der Glanz bleibt ihr.

Metamorphosen, 1. Buch 449-553, Apollo und Daphne

Ovid stellt in seinem Werk die menschlichen Leidenschaften in den Fokus seiner Dichtung. Sie sind es, die seine tragischen Helden in ein nichtmenschliches Leben verwandeln. „Ovids Traum“ geht dem Geheimnis dieser Verwandlungen auf die Spur und lädt die Besucher ein, für eine Nacht Zeuge eines Gartens der menschlichen Leidenschaften zu werden.
Theater Anu nähert sich in seiner Parkinszenierung „Ovids Traum“ den Geschichten des römischen Dichters auf poetisch sinnliche Weise und erschafft einen Garten der Wandlungen.

Die Besucher finden die zurückgebliebenen Hüllen der Verwandelten: Schuhe, aus denen Flammen züngeln; Gewänder, die zu Lampen umgestaltet wurden. Das Gewebe der Kleider löst sich auf, wird zu neuem Faden gesponnen, eingeflochten von Baum zu Baum, verwoben in riesige Kokons.

Ton- und Klangcollagen, Cello, Skulptur, Projektion und Schattentheater verbunden mit zeitgenössischem Tanz und Bewegungskunst erzählen auf ungewöhnliche Weise ausgewählte Geschichten und Motive der Ovidschen Metamorphosen.

Mit „Ovids Traum“ hat Theater Anu nach „Lichtspuren“ eine zweite große Parkbespielung kreiert.
Befragt, ob dem Knaben Narcissus ein langes, reifes Leben beschieden sei, sprach der schicksalsverkündende Seher Tiresias:

Solange er sich nicht selbst erkennt!

Metamorphosen, 3. Buch 346-350, Narcissus und Echo